Brussels Democracy Forum zu Gast im Parlament der Deutschsprachigen Gemeinschaft

Die im November 2020 gegründete Denkfabrik „Brussels Democracy Forum“

besteht aus Ministerberatern, Abgeordneten und Experten aus ganz Belgien. Im März 2021 veröffentlichte das Forum ein umfangreiches Positionspapier in Bezug auf Chancen und Risiken sozialer Medien, das allen Regierungen und Parlamenten des Landes übermittelt wurde.

In einer gemeinsamen Sitzung der Ausschüsse II und III stellte das Brussels Democracy Forum sein Positionspapier am Dienstag, 21. September, im Parlament der DG vor. Daniel Hilligsmann, Berater im Kabinett von Ministerpräsident Oliver Paasch, Audrey Henry aus dem Kabinett von Außenministerin Sophie Wilmès und Sébastien Dewailly, Kabinett Pierre-Yves Jeholet, gingen in einer angeregten, anderthalbstündigen Sitzung auf verschiedene Schwerpunkte ein.

In seinem eröffnenden Vortrag thematisierte Daniel Hilligsmann einleitend die Chancen sozialer Medien: „Nie war es so einfach, in Kontakt zu bleiben, Lebensereignisse zu teilen, Projekte zu planen oder bei einem (Mikro-)Zielpublikum für sein Unternehmen zu werben“. Dennoch seien soziale Medien nachweislich mit weitreichenden Risiken verbunden.

Hilligsmann verglich soziale Plattformen mit Kasinos, deren Konzeption darauf abziele, Menschen möglichst lange in ihren Bann zu ziehen. Social Media-Nutzer setzten sich leistungsstarken Algorithmen aus, die sie tiefenpsychologisch beeinflussten. Suchtgefahren und andere Auswirkungen würden noch zu wenig untersucht. Vor allem Kinder seien für die Einflüsse der neuen Medien sehr anfällig.

Ferner thematisierte Hilligsmann technologiebedingte Aufmerksamkeitsdefizite: „Nicht selten sind unsere Smartphones wie regelrechte Gameboys konfiguriert. Unentwegt schicken sie Notifizierungen, Bilder und Nachrichten“. In diesem Zusammenhang sei weniger oft mehr: nicht jede E-Mail müsse in 2 Minuten beantwortet werden, nicht immer müsse das Smartphone griffbereit sein.

Durch die algorithmische Bevorzugung von Fake News, Hassbotschaften, politisch extremen Botschaften, usw. beeinflusse soziale Technologie auch demokratische Prozesse - so Hilligsmann weiter. Technologie mache sich mitverantwortlich für eine gefährliche Spaltung der Gesellschaft. Sowohl Nutzer als auch Institutionen und die Zivilgesellschaft müssten sich dem Problem annehmen.

Nicht zuletzt gingen die Mitglieder des Forums auf die Auswirkungen sozialer Medien auf die Qualitätspresse ein. Letztere stände vermehrt existenziellen Herausforderungen gegenüber, nicht zuletzt durch den Verlust von Werbeeinnahmen. Aus Sicht des Forums könne der ausgewogene Informationsauftrag der Qualitätspresse nicht mit einem Umfeld vereinbar sein, dessen grundsätzliches Wesen darin bestehe, mit immer reißerischeren, polarisierenderen und radikaleren Inhalten um Aufmerksamkeit zu buhlen. Qualitätsmedien und Medienforschung gelte es entsprechend zu unterstützen.

 

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